Alte lokale Gemüse- und Kräutersorten verschwinden oft leise, wenn alte Bauerngärten aufgegeben werden. Ein kleines Projekt des Naturparks hat Personen im Ennstal und Salzkammergut zusammengebracht, die noch alte Sorten in ihren Gärten haben und diese auch noch weiter züchten
Viele Kulturpflanzen sind vom Aussterben bedroht oder bereits verschwunden.
Durch die Industrialisierung der Landwirtschaft wurden sie von anderen, in erster Linie ertragreicheren Züchtungen verdrängt. Saatgut, von „alten“ Sorten, soll der Nachwelt erhalten bleiben, so das Ziel der Saatgutgruppe Ennstal-Ausseerland. "Alte" Sorten unterstützen die Erhaltung unserer Nutzpflanzenwelt, sind samenfest und können vermehrt werden.
Die Erhaltung der regionalen Kulturpflanzenvielfalt
Die Vielfalt der Kulturpflanzen entstand in der Zeit unserer Vorfahren. Mit dem Anbau von historischen Gemüsesorten wird die biologische Vielfalt nachhaltig erhalten. Zahlreiche dieser Sorten wurden über Jahrhunderte angebaut. Die „alten“ Sorten haben viele Vorteile: Da sie sich über Generationen hinweg an die Bedingungen einer Region angepasst haben, sind sie „hart im Nehmen“. Sie brauchen keinen mineralischen Dünger und vertragen Kälte oder Trockenheit besser.
Doch Gemüse muss heute schnell wachsen und makellos aussehen, damit es sich gut verkauft. Gemüse, das nicht auf Ertrag gezüchtet ist, wächst langsamer und kann so sehr viel mehr Nährstoffe bilden.
So entstand 2018 das Projekt „altes Saatgut zu vermehren“. Alle interessierte Personen aus der Region wie Bauern , Gärtner, Interessensgruppen und Schulen, die das Wissen erlernen und weitergeben möchten wurden dazu eingeladen bzw. miteingebunden.
Es wurde „Wissen geschaffen“ – Wissen zur Saatgutvermehrung über Vorträge, Workshops und Exkursionen. Anschließend hat man mit den ersten Versuchen zur Saatgutvermehrung 2019 im Jesuitengarten des Schloß Großsölk und in den Gärten der Kursteilnehmer begonnen. Heute findet man dort Haferwurz, Puffbohnen, violette Melde und unterschiedlichste Sorten von Möhren (Karotten) und Rüben, die zu den „alten“ Gemüsesorten zählen. Auch werden alte Getreidesorten ausgesät wie Einkorn (alte Weizensorte) und Hirse. So kann den Kindern gezeigt werden , wie gesunde „Haferflocken“ wachsen und Getreide in Urform aussieht. Mit den Erwachsenen kann über die Inhaltsstoffe und deren gesunden Wirkstoffe gesprochen werden.
Mittlerweile ist die Gruppe selbstorganisiert über verschiedene Kanäle aktiv: Über eine Whatsapp-Gruppe werden Erfahrungen ausgetauscht und bei gemeinsamen Treffen und diversen Gartentagen der Region wird Saatgut ausgetauscht. Mitglieder der Gruppe stellten in Regionalmedien alte Gemüsesorten und ihr Gartenwissen vor. Bei Exkursionen, z. B. zu Schaugärten wird das Wissen laufend erweitert.